Tiergefängnis Zoo. Ein Schwarzbuch

Tiergefängnis Zoo. Ein Schwarzbuch

05.12.2023

Tiergefängnis Zoo. Ein Schwarzbuch
Colin Goldner
ISBN 978-3-86569-382-2
407 Seiten, Taschenbuch (Kunststoff-Einband)
Alibri Verlag
€ 28,50 (A)

Tiergefängnis Zoo

Artenschutz, ein Erlebnis für Kinder oder das Kennenlernen von verschiedenen Tierarten – so werden uns Zoos gerne verkauft. Die Realität sieht jedoch meist anders aus. Berichte von strengen Zuchtprogrammen, Jungtieren als Attraktionen, Tierquälerei oder anderen Skandalen überschatten den vermeintlich informativen Zoobesuch. Der deutsche Psychologe und Tierrechtler Colin Goldner sammelte und editierte für dieses Buch rund 150 zookritische Artikel und Meldungen, die in den letzten Jahren im Magazin „Tierbefreiung“ erschienen sind. Das Ergebnis ist ein kritischer Sammelband, der sich intensiv mit den Missständen in europäischen Zoos, Aquarien und ähnlichen Anlagen auseinandersetzt.

Der Mythos Zoo

Nach einem einleitenden Kapitel präsentiert uns Goldner verschiedene Berichte aus diversen Zoos. Der Aufbau der Kapitel folgt dabei stets demselben Muster und ist nach Städten geordnet. Neben allgemeinen historischen Daten liegt der Fokus auf den unschönen Seiten der jeweiligen Zoos: In Kritik geratene Sterbefälle, vermeintlicher Artenschutz oder unnötige Attraktion; die Liste dieser Missstände ist lang und füllt mehr als 300 Seiten. Insgesamt werden 50 Städte und deren Zoos bzw. Aquarien behandelt. Das Buch suggeriert jedoch, dass die gesamte Industrie, die hinter zoologischen Anlagen steht, problematisch ist. Ein interessanter Gedankenanstoß ist zum Beispiel, ob Kinder tatsächlich Zoos brauchen, um etwas über Tiere zu lernen. Viele Kinder lieben Dinosaurier und kennen sich bis in kleinste Details mit den Urzeitechsen aus. Lebendig gesehen hat diese jedoch noch niemand.

Fazit

„Tiergefängnis Zoo“ ist in erster Linie ein Sachbuch. Auch wenn offensichtlich eine tierrechtliche Einstellung vertreten wird, sind die einzelnen Beiträge sachlich und objektiv; die Kritik steht im Vordergrund. Das Buch soll zum Nachdenken anregen und gibt im Sinne eines Schwarzbuchs nur wenige Lichtblicke und Lösungsvorschläge. Dennoch lassen sich nicht nur negative Aspekte herauslesen. Ein Exkurs über SANDRA, die erste Primatin , der von einem Gericht Rechte zugeschrieben wurden, oder die Anregung, dass Zoobedienstete offen über ihre Erlebnisse sprechen sollen, geben Hoffnung auf eine Zukunft, in der Zoos nicht mehr zeitgemäß sind.