Unerwartet regional – Erdnüsse, Kiwis, Oliven & Co. aus heimischem Anbau

Unerwartet regional – Erdnüsse, Kiwis, Oliven & Co. aus heimischem Anbau

19.06.2023

Höhere Temperaturen, weniger Niederschläge, unberechenbare Wetterereignisse: Für Landwirt:innen sind die spürbaren Folgen der Klimakrise normalerweise kein Grund zur Freude. Gleichzeitig trägt das mildere Klima der letzten Jahre zusammen mit fortgeschrittenen Anbaumethoden dazu bei, dass hierzulande so manches gedeiht, was noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar gewesen wäre: Reis, Ingwer, Erdnüsse oder Melonen wachsen mittlerweile auf österreichischem Boden. Bis vor kurzem galten diese Pflanzen noch als „Exoten“ aus Gegenden wie Südamerika oder Ostasien. Dementsprechend weit waren üblicherweise die Transportwege, die die Produkte hinter sich hatten, bevor sie bei uns im Regal landeten. Doch mittlerweile können wir in den Genuss von allerlei Früchten, Hülsenfrüchten und (Pseudo-)Getreidearten kommen, die in Österreich ein Zuhause gefunden haben. Meist werden die Neuankömmlinge zudem in Bioqualität angebaut und können so mit einem weiteren ökologischen Pluspunkt überzeugen.




Wir haben für euch eine Übersicht der köstlichen Neuzugänge zusammengestellt:

Erdnüsse
Die beliebte Knabbernuss ist eigentlich eine Hülsenfrucht und fühlt sich vorrangig in den Tropen und Subtropen wohl. Die findigen Biolandwirte von Neuland aus dem Weinviertel kultivieren die Pflanze jedoch seit 2017 auch auf österreichischen Äckern. Erdnüsse von Neuland sind in Schale geworfen oder geschält erhältlich und machen nicht nur bei Partys und Fernsehabenden, sondern auch als knackige Zutat in Gemüsegerichten eine gute Figur. In der cremigen Weinviertler Erdnussbutter sind, wie der Hersteller augenzwinkernd anmerkt, ausschließlich Erdnüsse und „0 % Klumpat“ enthalten.

Sojabohnen
Immer noch kursiert das Gerücht, der Verzehr von Soja stünde mit der Vernichtung von Regenwäldern in Zusammenhang. Dabei wächst die Sojabohne längst auch in Österreich und wird hierzulande zu Tofu, Sojadrink und Sojasauce verarbeitet. Die vielseitige und eiweißreiche Pflanze ist ganz und gar kein Neuling auf österreichischen Feldern. Bereits in den 1870er Jahren unternahm Professor Friedrich Haberlandt von der kaiserlich–königlichen Hochschule für Bodenkultur (heute Universität für Bodenkultur) erste Anbauversuche mit Sojabohnen aus Japan. Ihren Siegeszug trat die Sojabohne in Europa allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg an. Die Hauptanbaugebiete sind heute klimatisch milde Gegenden im Burgenland, in der Steiermark und in Niederösterreich. Besonders erfreulich ist, dass mehr als ein Drittel der Soja-Anbaufläche in Österreich nach den Kriterien des biologischen Landbaus bewirtschaftet wird – das ist innerhalb Europas ein Spitzenwert.

Tofu aus Österreich gibt es bereits in vielen Bioläden und Supermärkten zu kaufen. Zur Auswahl stehen viele kleinere, regionale Anbieter wie Ackerlhof (hier wird der Tofu „Bohnenkas“ genannt), Manufaba, Reishunger, Unser Sojahaus, Sojarei oder Waldviertler Tofu. Österreichweit ist Tofu in den Supermarkt-Regalen u. a. bei Billa (Vegavita), Hofer (Zurück zum Ursprung) oder SPAR (SPAR Veggie) erhältlich. Joya bezieht die Sojabohnen für die pflanzlichen Drinks, Joghurt- und Obersalternativen zu 100 % aus Österreich. Sojasauce aus heimischen Bohnen gibt es z. B. von Genusskoarl, LUVI Fermente oder Reisetbauer.

Quinoa
Das glutenfreie Korn, ein sogenanntes Pseudogetreide, wird traditionell in den Anden angebaut, wo es über Jahrtausende hinweg die Ernährungsgrundlage für die Bevölkerung vor Ort darstellte. Seit Quinoa auch in den USA und Europa beliebter wurde, ist jedoch der Preis für die Einheimischen gestiegen und viele können sich das Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten. Quinoa aus Südamerika sollte daher am besten nur fair gehandelt gekauft werden. Alternativ ist nun auch Quinoa aus steirischem Anbau erhältlich. Mit dem eiweiß- und mineralstoffreichen Korn aus der Region lassen sich wunderbare Salate, Bowls oder Gemüsepfannen zaubern.

Reis
Nassreisanbau auf Hängen in Terrassenform? Diese Bilder haben viele von uns im Kopf, wenn sie an Reis denken. Tatsächlich wird Reis in Südostasien traditionell auf diese Weise kultiviert. Doch auch in Spanien und Italien hat der Reisanbau bereits eine lange Tradition – und zwar „im Trockenen“. Von dort war es für den Reis nur mehr ein relativ kurzer Weg nach Österreich: Im Marchfeld und im pannonischen Klima des Seewinkels gedeiht heute weißer, schwarzer und roter Reis. Ganz einfach ist der Anbau nicht: Die wärme- und feuchtigkeitsliebende Pflanze wird beim Anbieter ÖsterReis mit sonnengewärmtem Donauwasser direkt aus dem nahen Marchfeldkanal verwöhnt!


Ingwer
Die scharfe Knolle, die gern für asiatische Gerichte oder wärmenden Tee verwendet wird, stammt ursprünglich aus Ostasien. Doch auch im burgenländischen Seewinkel gedeiht sie seit einigen Jahren. Da der österreichische Ingwer im Vergleich mit der Importware viel frischer ist, ist der Geschmack schärfer und intensiver und die Knolle muss nicht geschält werden – rundum Vorteile!

Kurkuma
Die intensiv gelbe Kurkumawurzel, eine Verwandte des Ingwers, ist ein Bestandteil vieler Curry-Gewürzmischungen. Auch der „goldenen (Pflanzen-)Milch“ verleiht sie ihre kräftige Farbe. Kurkuma mag es warm und das über viele Monate hinweg – die besten Bedingungen dafür bietet auch in diesem Fall die Region Seewinkel. Erhältlich sind burgenländischer Ingwer und Kurkuma in Bioqualität nach der Ernte im Oktober beim Biohof Achleitner oder bei Billa von Ja! Natürlich (hier gibt es auch weitere Infos zu Ingwer und Kurkuma).

Safran
Das leuchtend orange-rote Gewürz ist für viele wohl der Inbegriff einer edlen, exotischen Delikatesse. Kaum zu glauben, dass es für den Safrananbau in Niederösterreich seit dem späten Mittelalter Belege gibt! Der Safran aus dem niederösterreichischen Donauraum war sogar bis ins 19. Jahrhundert für seine außergewöhnlich hohe Qualität bekannt. Heute wächst der Safrankrokus wieder im Marchfeld, im Waldviertel und in der Wachau und wird von Hand gepflegt und geerntet. Ganze 150.000 Blüten werden für ein Kilo Safran benötigt, was seinen stolzen Preis erklärt. Dafür verleihen auch schon kleine Mengen einer Speise das charakteristisch scharf-bittere, intensive Aroma.


Feigen
Zu paradiesisch süßen Früchten können Feigen auch in Österreich heranwachsen, vorausgesetzt sie werden mit einem warmen, windgeschützten Standort verwöhnt. Beim Bio Feigenhof in Wien erhält man zum eigenen Feigenbaum gleich auch noch die passende Pflege-Beratung dazu, damit es mit der Ernte klappt. Wer keinen Garten daheim hat oder lieber gleich in den Genuss der köstlichen Früchte kommt, kann selbstverständlich auch frische reife Feigen erwerben – ganze fünfzig Sorten gedeihen hier! Vor Ort oder im Onlineshop sind zudem Feigenmarmelade, Feigensenf, hochprozentiger Feigengeist und viele weitere Spezialitäten im Angebot.

Gojibeeren
Die leuchtend roten Beeren gelten aufgrund ihrer hohen Nährstoff- und Vitalstoffdichte als Superfood. Obwohl ihre Heimat weit entfernt in China und der Mongolei liegt, können sich Goji-Büsche auch mit den hiesigen klimatischen Bedingungen anfreunden und trotzen dem mitteleuropäischen Winter. Die herb-süßen Früchte, die besonders reich an Antioxidantien sind, eignen sich als Knabberei zwischendurch, fürs Müsli oder als kreative Zutat in Saucen und Gemüsegerichten. Sie sind beim Biobeerengarten im Weinviertel (und im Onlineshop) erhältlich.

Kiwis
Heimisch vermutlich im Nordosten Chinas, bekannt vor allem aus Neuseeland – und mittlerweile auch in Österreich angekommen: die süß-säuerlichen Früchte wachsen in der Sonne des Weinviertels und der Südoststeiermark. Genau genommen sind es Kiwibeeren, die hier gedeihen, kleinere Verwandte der besser bekannten großfruchtigen Kiwis. Ob klein oder groß: Kiwis enthalten reichlich Vitamin C, wobei die Kleinen sogar die Nase vorn haben. Erhältlich sind die Mini-Kiwis unter anderem beim Biobeerengarten im Weinviertel oder auch von Ja! Natürlich bei Billa.

Melonen
Die Wassermelone: für viele ein unentbehrlicher, erfrischender Begleiter an heißen Sommertagen. Melonen haben ihren Ursprung in Afrika, werden mittlerweile jedoch weltweit angebaut. In Niederösterreich und im Burgenland wachsen aromatische Zuckermelonen und Miniwassermelonen mit besonders dünner Schale (und somit extra viel Fruchtfleisch). Beide Sorten sind bereits in Bioqualität erhältlich, u. a. von Ja! Natürlich (Billa) und bei diversen Bauernläden on- und offline (z. B. hier und hier).

Zitronen
Zitronen- und Orangenbäume prägen das (Urlaubs-)Bild in Ländern wie Italien oder Kroatien, doch auch etwas weiter nördlich gelingt der Zitronenanbau. Der Zitrusgarten am Faaker See in Kärnten lädt Besucher:innen mit kräftigem Gelb und Orange zum Flanieren ein. Im Onlineshop des Zitrusgartens gibt es verarbeitete Produkte wie Marmeladen und Limoncello zu kaufen, vor Ort am Faaker See auch Zitronenbäume im Topf. Außerdem wird Wissen rund um Zitruspflanzen und ihre Pflege auch im Rahmen von Workshops weitergegeben.

Oliven
Der Olivenanbau steckt in Österreich noch in den Kinderschuhen. Im burgenländischen Mörbisch am Neusiedlersee experimentieren die engagierten Landwirt:innen von Olivia seit 2017 mit der Kultivierung von Olivenbäumen. Obwohl die Heimat der Bäume im mediterranen Raum und im Nahen Osten liegt, sind sie erstaunlich resistent gegen Kälte: Temperaturen bis zu minus 15 Grad können ihnen nichts anhaben. Wer für einen Baum im Bio-Olivenhain eine Pat:innenschaft übernimmt, darf sich über ein Paket mit den ersten österreichischen Oliven freuen. Zusätzlich bietet Olivia auch Bäume für den eigenen Garten zum Kauf an, Tipps für die Pflege natürlich inklusive.

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