Definition von Veganismus

Definition von Veganismus

22.12.2021

Was ist Veganismus?

Obgleich Veganismus erst in den letzten Jahren sprichwörtlich in aller Munde ist, geht die Begriffsdefinition auf die bereits 1944 gegründete Vegan Society of England, genauer gesagt auf dessen Mitbegründer Donald Watson, zurück. Die heute verwendete Definition entstand mit der offiziellen Anerkennung der Vegan Society als gemeinnütziger Organisation im Jahr 1979 und lautet in der deutschen Übersetzung wie folgt:

Veganismus ist eine Lebensweise, die versucht – so weit, wie es praktisch durchführbar ist – alle Formen von Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden; und die in weiterer Folge die Entwicklung und Verwendung von tierfreien Alternativen zu Gunsten von Mensch, Tier und Umwelt fördert. In Bezug auf die Ernährung bedeutet dies den Verzicht auf alle Produkte, die zur Gänze oder teilweise von Tieren gewonnen werden.

VEGAN

Grob umrissen werden so alle tierischen Produkte aus primär ethischen Gründen vermieden. Viele Menschen beginnen bei der Umstellung zu einer veganen Lebensweise zunächst am Teller: Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier und Honig werden weggelassen. Konsequent weitergedacht fallen Leder, Wolle, Seide und Pelz ebenso weg. Inessenzielle Produkte, die in Versuchen an Tieren getestet werden, wie Kosmetika und diverse Hygieneartikel sowie deren tierische Inhaltsstoffe sind per definitionem ebenfalls nicht vegan.

Die Ausbeutung von leidfähigen Lebewesen umschließt auch die Instrumentalisierung von Tieren zu menschlicher Unterhaltung, wie sie in Zirkussen, Zoos, Aquarien usw. stattfindet. Was auf den ersten Blick vielleicht den Anschein eines asketischen Verzichtskatalogs hat, ist dank der zunehmenden Etablierung und Verfügbarkeit von veganen Produkten im Alltag eigentlich keine Hürde mehr. Ganz im Gegenteil, bei der Fülle an veganen Alternativen kann man mittlerweile leicht den Überblick verlieren. Hier gibt’s als Hilfestellung mehr Infos zu veganer Kosmetik und Mode.

Warum vegan?

Warum entscheiden sich Menschen für eine vegane Lebensweise? Im Folgenden sollen die wichtigsten Gründe kurz beschrieben werden.

Tierrechte

Um die leider immer noch enorme Nachfrage nach tierischen Produkten zu Niedrigstpreisen decken zu können, muss in Massen produziert werden. Dies passiert zum Leid der in den Tierfabriken lebenden Tiere. Die Idylle vom glücklichen Bauernhof-Schweinderl und von der auf grünen Wiesen wiederkäuenden Milchkuh ist in 99 % der Fälle nur ein Scheinbild, entsprungen aus den Marketingabteilungen der jeweiligen Produzent:innen. Für Milch und EierFleischLeder und Wolle werden die Tiere systematisch zu Lebensmittel- und Konsumgütermaschinen reduziert. Der häufigste Grund, sich für eine vegane Lebensweise zu entscheiden, beruht auf dem Wunsch, sich von der Beteiligung an der Ausbeutung von leidensfähigen Lebewesen zu distanzieren.

Umwelt

Die Tierindustrie und ihre ineffiziente Ver(sch)wendung von Ressourcen trägt maßgeblich zur Beschleunigung der globalen Klimaerwärmung bei. Der Land- und Wasserverbrauch, der für die Fleischproduktion benötigt wird, ist um ein Vielfaches höher als bei der direkten Verwertung von pflanzlichen Lebensmitteln. Um die hohe Fleischproduktion zu ermöglichen, werden etwa 85 % des weltweiten Sojas als Futtermittel verwendet. Europa importiert enorme Mengen an Soja – dieser virtuelle Flächenhandel führt zu massiven ökologischen und sozioökonomischen Problemen in den Anbaugebieten, die meist in Südamerika liegen. Die Folgen sind u. a. Landlosigkeit, Hunger, Artensterben und Waldrodungen.

Gesundheit

Viele Studien legen mittlerweile nahe, dass eine ausgewogene pflanzliche Ernährung auf Basis von Getreide, Hülsenfrüchten, Obst, Gemüse, Samen und Nüssen sowie hochwertigen pflanzlichen Fetten viele gesundheitliche Vorteile hat. So ist beispielsweise das Risiko für viele chronische Krankheiten wie Adipositas, Diabetes mellitus, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert. Die Mär vom mangelernährten „Pflanzenfresser“ ist längst widerlegt; vegane Ernährung ist derweil sogar in die Sport- und Fitnessszene vorgedrungen.

Was essen Veganer:innen?

Nein, nicht nur Salat! Jede Neuorientierung erfordert es in einem gewissen Maß, einen Blick über den Tellerrand zu wagen – so auch bei einer Ernährungsumstellung. Man entdeckt und probiert Dinge, die man vorher vielleicht gar nicht kannte, beispielsweise (Pseudo-)Getreidesorten wie Quinoa, Bulgur oder Couscous; Gewürzmischungen wie das indische Garam Masala oder das marokkanische Ras-el-Hanut; vergessene Gemüsesorten wie den heimischen Topinambur oder Pastinaken und Fleischalternativen wie Seitan und Tempeh. Und selbst der zu Unrecht als fad abgestempelte Tofu zeigt sich plötzlich von seiner vielseitig einsetzbaren Seite. Auch internationale Küchen wie die indische oder südostasiatische eröffnen ein reichhaltiges Repertoire an neuen Geschmäckern und Gerichten, die sich mit einem veganen Speiseplan leicht vereinbaren lassen. Die Vielfalt an Rezepten und die große Auswahl an Restaurants zeigen, dass der pflanzenbasierte Lebensstil in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Vielen Menschen wird der Umstieg mit sogenannten Ersatzprodukten gerade am Beginn erleichtert. Würstchen aus Tofu und Seitan, veganer Käse auf Pflanzenfettbasis oder Joghurt und andere Milchprodukte aus Sojabohnen bieten altbekannten Genuss ohne Tierleid. Aber auch alteingesessene Veganer:innen erfreuen sich gelegentlich an solchen Schmankerln.

Es gibt viele Gründe, sich für eine vegane Lebensweise zu entscheiden. Jede:r Einzelne trägt dazu bei, eine bessere Zukunft für Tiere, Mensch und Umwelt zu gestalten!

 

Foto: fotolia.com | Urheber: benhammad