Umweltschutz beginnt auf unserem Teller

Umweltschutz beginnt auf unserem Teller

20.02.2022

Der Konsum von Fleisch, Milch und Eiern ist weltweit ungebrochen hoch. Bis zum Jahr 2050 soll die menschliche Population auf 9,7 Milliarden ansteigen und die Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln weiter erhöhen. Weltweit werden im Schnitt 43 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr gegessen. Der Konsum ist in Ländern mit hohem Einkommen besonders hoch. So konsumieren Europäer:innen etwa doppelt so viel Fleisch wie der Durchschnitt (1). Mit 59 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr (2) ist die Ernährung der Österreicher:innen alles andere als nachhaltig. Die Folgen sind eine Zunahme von sog. Wohlstandskrankheiten und desaströsen Umweltproblemen.

Foto: Fotolia | Fxquadro

Klimawandel – Tierhaltung heizt dem Klima ein

Die Produktion tierischer Lebensmittel ist eine der Hauptursachen des anthropogenen Klimawandels und verursacht 18 Prozent der globalen Treibhausgase – mehr als der gesamte Transportsektor (3). Steigende Temperaturen und Meeresspiegel, die Zunahme von Wetterextremen und Bodenversalzung sind Konsequenzen des Klimawandels und verschärfen die Ernährungssituation in weiten Teilen der Erde. Die Herstellung von Fleisch, Milch und Eiern emittiert an verschiedenen Stellen der Wertschöpfungskette Treibhausgase: Kohlendioxid durch Waldrodungen für Futtermittelanbau und Weideflächen, Methan durch die Verdauungstätigkeiten von Wiederkäuern, Gülleausbringung und Mineraldüngereinsatz beim Futtermittelanbau. Letzteres verursacht ebenso enorme Mengen Lachgas. Die Produktion von 1 kg Rindfleisch emittiert 20,65 kg Treibhausgase (4) – dieselbe Menge wie eine 250 km lange Autofahrt!

Fläche – Der Boden auf der Erde wird knapp

Für die Produktion von tierischen Lebensmitteln werden 77 Prozent der globalen Landwirtschaftsfläche verwendet (5). Durch Futtermittelanbau und Weideflächen wird Land belegt, dass nicht für den Pflanzenanbau und somit die direkte menschliche Ernährung verwendet wird. Als besonders problematisch erweisen sich Futtermittelimporte aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Sie lassen die Weltmarktpreise ansteigen und verstärken so die globale Hungerproblematik. Derzeit werden drei Viertel des Sojas weltweit an Tiere verfüttert (6) – eine Praktik, die angesichts der 820 Millionen hungernden Menschen nicht vertretbar ist. Regenwald fällt dem Futtermittelanbau und letztendlich unserem Fleischhunger zum Opfer. Durch den Monokulturanbau und hohen Mineraldüngereinsatz sind die Böden nach kürzester Zeit unfruchtbar und erfordern weitere Rodungen. 27 m2 Fläche werden für die Herstellung von 1 kg Rindfleisch benötigt. Dieselbe Menge Kartoffeln ist mit einem Flächenbedarf von 0,25 m2 wesentlich effizienter herzustellen (7).

Wasser – das blaue Gold steckt in der Landwirtschaft

Etwa 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs auf die Nahrungsmittelproduktion (8). Im globalen Durchschnitt erfordert die Herstellung von 1 kg Rindfleisch über 15.000 l Wasser, jene von 1 l Kuhmilch 1.000 l Wasser (9). Der Löwenanteil des benötigten Wassers entfällt mit 98 Prozent auf die Futtermittelproduktion. Besonders dramatische Auswirkungen auf die Wasserversorgung hat die Tierhaltung in wasserarmen Regionen. Auch hier kommen wieder die Futtermittelimporte ins Spiel: Die Verfütterung von Soja und Getreide an europäische Tiere beansprucht die Wasserreserven in den Anbaugebieten und führt vermehrt zu Wasserknappheit. Durch Überdüngung gelangen Nitrate ins Trinkwasser und gefährden die Gesundheit. In Österreich überschreiten bereits 10 Prozent der Messstellen den gesetzlichen Grenzwert (10).

Tierische und pflanzliche Speisen im Test

Die Auswirkungen unseres Ernährungsverhaltens auf Boden, Luft und Wasser hängen von Landwirtschaftspraktiken, Klima- und Bodenbedingungen und der Futtermittelzusammensetzung ab. Trotz komplexer ökologischer Zusammenhänge zeichnet sich ein Muster ab: Eine pflanzendominierte, biologische Landwirtschaft ist die umweltfreundlichste Variante der Lebensmittelproduktion. Die folgenden beliebten Speisen zeigen, wie sich pflanzliche Alternativen zu Fleisch positiv auf die Umwelt auswirken.

Ein Hamburger mit Pommes und Salat benötigt eine Fläche von 3,60 m2 und 1.800 l Wasser und emittiert 3 kg Treibhausgase (11). 94 Prozent der Fläche, 88 Prozent der Treibhausgase und 86 Prozent des Wassers entfallen bei der Speise alleine auf das Fleisch. Ersetzt man das Rindfleischlaibchen durch eines aus Soja, sinken die Umweltauswirkungen in beachtlichem Ausmaß: Die vegane Speise benötigt nur 0,56 m2 Fläche und 350 l Wasser und emittiert 0,60 kg Treibhausgase (12). Die Auswirkungen auf Fläche, Treibhausgase und Wasser sind bei Soja im Vergleich zu Rindfleisch um rund 90 Prozent geringer.

Eine Portion Curry mit Schweinefleisch, Gemüse und Reis erfordert eine Fläche von 1,40 m2 und Wasser von 1.100 l und emittiert 1,90 kg Treibhausgase (12). Das heißt jeweils 83 Prozent, 43 Prozent bzw. 52 Prozent entfallen alleine auf das Schweinefleisch. Die Verwendung von Sojaschnetzel wirkt sich positiv auf die Umweltbilanz aus. Der Flächenfußabdruck sinkt auf 0,90 m2, jener von Wasser auf 330 l und auch weniger Treibhausgase in Höhe von 1,35 kg werden verursacht (12).

Bei Spaghetti Bolognese zeichnet sich ein ähnliches Bild wie beim Burger ab: 3,64 m2 Fläche, 1.930 l Wasser und 3,10 kg Treibhausgase entfallen auf die Speise (12). Tauscht man Faschiertes durch Sojagranulat aus, werden nur mehr 0,60 m2 Fläche, 0,80 kg Treibhausgase und 470 l Wasser benötigt (12).

Mit jeder Mahlzeit ein Zeichen setzen

Nicht nur Tiere und Gesundheit freuen sich über Ihren Konsum pflanzlicher Speisen, sondern auch die Umwelt und zukünftige Generationen, wenn sie einen intakten Lebensraum vorfinden. Eckpfeiler einer nachhaltigen Ernährung sind – neben dem hohen Konsum pflanzlicher Lebensmittel – biologische, saisonale, regionale und fair gehandelte Speisen. Einen effektiven Beitrag zum Umweltschutz können wir mit jeder einzelnen Mahlzeit leisten!

Tipp: Tolle umwelt- und tierfreundliche Rezepte finden Sie unter www.vegan.at/kulinarik/rezepte!

Quellen

(1) Ritchie, Hannah; Rosado, Pablo; Roser, Max. 2017. Meat and Dairy Production. Our World in Data. https://ourworldindata.org/meat-production.

(2) Statistik Austria. 2022. Versorgungsbilanzen für tierische Produkte. Wien: Statistik Austria.

(3) Steinfeld, Henning; Gerber, Pierre; Wassenaar, Tom; Rosales, Mauricios; de Haan, Cees. 2006. Livestock’s long shadow. Environmental issues and options. Rom: Food and Agriculture Organization of the United Nations.

(4) Noleppa, Steffen. 2012. Klimawandel auf dem Teller. Berlin: WWF Deutschland.

(5) Food and Agriculture Organization. 2018. Food and agriculture data. https://www.fao.org/faostat/en.

(6) Ritchie, Hannah; Roser, Max. 2021. Forests and Deforestation. Our World in Data. https://ourworldindata.org/forests-and-deforestation.

(7) von Witzke, Harald; Noleppa, Steffen; Zhirkova, Inga. 2011. Fleisch frisst Land. 4. Auflage. Berlin: WWF Deutschland.

(8) Gleick, Peter. 2011. The World’s Water Volume 7. The Biennial Report on Freshwater Resources. Washington DC: Island Press.

(9) Mekonnen, Mesfin; Hoekstra, Arjen. 2010. The green, blue and grey water footprint of farm animals and animal products. Volume 1: Main report. Delft: UNESCO-IHE Institute for Water Education.

(10) Umweltbundesamt. 2022. Nitrat und Pflanzenschutzmittelhttps://www.umweltbundesamt.at/wasser/informationen/grundwasser/nitrat-pflanzenschutzmittel.

(11) Noleppa, Steffen. 2012. Klimawandel auf dem Teller. Berlin: WWF Deutschland.

(12) Eigene Berechnungen; Noleppa, Steffen. 2012. Klimawandel auf dem Teller. Berlin: WWF Deutschland; von Witzke, Harald; Noleppa, Steffen; Zhirkova, Inga. 2011. Fleisch frisst Land. 4. Auflage. Berlin: WWF Deutschland; Ercin, Aldaya; Hoekstra, Arjen. 2011. The water footprint of soy milk and soy burger and equivalent animal products. Ecological Indicators (18): 392-402; Mekonnen, Mesfin; Hoekstra, Arjen. 2010. The green, blue and grey water footprint of farm animals and animal products. Volume 1: Main report. Delft: UNESCO-IHE Institute for Water Education.