Musikinstrumente: Musizieren ohne Tier

Musikinstrumente: Musizieren ohne Tier

22.02.2021

Im Herstellungsprozess von vielen Musikinstrumenten werden verschiedene Bestandteile von Tieren eingesetzt. Vor allem klassische Instrumente wie Gitarre, Klavier und Violine beinhalten teils Knochen, Haare und Därme von Tieren. Wo genau sich diese verstecken können und welche tierfreien Alternativen bislang existieren, möchten wir euch hier vorstellen.

Gitarre

Beim Gitarrenbau wird gerne ein bestimmter Leim eingesetzt, der sogenannte Glutinleim. Dieser Klebstoff wird aus tierischen Abfällen gewonnen. Der Hauptbestandteil Glutin ähnelt Gelatine. Man unterscheidet bei den Glutinleimen zwischen Knochenleim, Hautleim (Lederleim), Hasenleim, Fischleim und Hausenblasenleim. Im Musikinstrumentenbau wird Knochenleim bis heute bevorzugt verwendet.

Bei akustischen Gitarren - häufig Westerngitarren - sind Knochensattel sehr verbreitet. Der Sattel, auf dem die Saiten aufliegen, besteht aus Knochen von getöteten Rindern. Als tierfreie Alternativen bieten sich Graphit, Kunststoff oder Ebenholz an. Als Material für Gitarrengurte ist zudem Leder gebräuchlich. Hier gibt es entweder komplette Ledergurte oder Gurte mit Echtlederenden.

Klavier & Flügel

Ältere Flügel besitzen oft eine Klaviatur aus Elfenbein von Elefanten. Elfenbein ist aufgrund von Artenschutzbestimmungen mittlerweile in der Europäischen Union verboten und der Handel solcher Instrumente stark eingeschränkt - trotzdem möchten wir es in diesem Zusammenhang erwähnen, da es wichtig ist, die Tasten prüfen zu lassen. Die heutigen Tasten werden alternativ aus Keramik oder Kunststoff hergestellt. Auch das Material der Hämmer des Spielwerks gilt es zu begutachten: Diese sind meist mit Wollfilz von Schafen bezogen, teilweise auch mit Leder.

Violine & andere Streichinstrumente

Bei Violinen aus der Barockzeit werden die Saiten häufig aus zerschnittenem und getrocknetem Darm von Schafen oder Rindern hergestellt und bei neueren Modellen auch mit Metallen umwickelt. Auch der Saitenhalter wird zum Teil mit einer Darmschlinge gefertigt. Tierfreundliche  Alternativen sind synthetische Saiten aus Kunststoff oder Stahl. 

Zusätzlich darf der Bogen bei Streichinstrumenten nicht außer Acht gelassen werden, denn dieser Hartholzstab ist sehr oft mit Pferdehaaren bespannt. Die Rosshaare werden vom Schweif der Tiere abgeschnitten oder ausgekämmt. Insbesondere das Kupieren kann Pferde jedoch in ihren Schutz- und Sozialfunktionen stark beeinträchtigen. Heutzutage existieren ebenfalls sehr leichte Kunststoffbögen.

Flöte

Die Dichtungen von Flöten sind oftmals mit Leder oder Wollfilz ausgestattet. Die Polster bei Querflöten sind wiederum mit "Fischhaut" überzogen, allerdings stammt diese aus dem Vormagen von Kälbern. Alternativen sind Dichtungen aus Teflon und anderen sehr feinen Kunststoffen.

Trommeln & andere Schlaginstrumente

Am offensichtlichsten ist es wohl bei Trommeln, die häufig mit Tierhäuten bespannt oder mit Tierfellen bezogen sind.  Für typische Schlaginstrumente wie Pauken, Tablas, Congas und Co werden vor allem Ziegenfelle, Kalbsfelle oder Häute von getöteten Büffeln verarbeitet. Alternativ gibt es jedoch auch Kunststoff-Bespannungen, die bei Schlagzeugen bereits weit verbreitet sind. Die Paukenschlägel können wiederum einen Lederbezug besitzen.

Vegane Alternativen?

Insgesamt verstecken sich viele tierische Materialien in Musikinstrumenten. Generell gilt es hierbei auch auf Kleinigkeiten zu achten wie beispielsweise auf den verwendeten Klebstoff, Lederschlaufen sowie Lederbezüge. Musiker:innen, die tierfrei musizieren möchten, sollten also bei einer Neuanschaffung genau nachfragen und soweit wie möglich auf tierfreundliche Alternativen ausweichen. Denn neue Materialentwicklungen können viele tierische Bestandteile am Instrument durch synthetische Stoffe ersetzen. Kleiner positiver Nebeneffekt: Dadurch können zusätzlich die Anschaffungskosten eines Musikinstruments gesenkt werden. Wichtig ist dabei jedoch auf die jeweiligen Klangeigenschaften eines Materials sowie dessen Vor- und Nachteile zu achten, die natürlich immer variieren.