Geben Kühe nicht sowieso Milch?

Geben Kühe nicht sowieso Milch?

27.06.2022

Wie Sie Kühen und Kälbern das Leben retten können!

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Milcherzeugung in Österreich

Glückliche, auf Weiden grasende Kühe? Die Realität sieht leider anders aus: Die Anbindehaltung von Rindern ist noch immer erlaubt, viele verbringen ihr ganzes Leben im Stall ohne jemals eine Weide zu Gesicht zu bekommen und Mutter und Kind werden kurz nach der Geburt für immer getrennt.

Warum gibt eine Kuh Milch?

Kühe produzieren wie wir Menschen Milch für ihre Babys. Mit etwa eineinhalb Jahren wird eine Kuh zum ersten Mal befruchtet, nach 9 Monaten Schwangerschaft gebärt sie ihr Kind und ab diesem Zeitpunkt gibt sie Milch. Sofort oder wenige Stunden nach der Geburt werden Mutter und Kind getrennt. Die Trennung ist sehr traumatisierend. Die beiden rufen tagelang verzweifelt nacheinander. Damit die Milchleistung auf einem künstlichen Hoch gehalten wird, muss die Kuh einmal pro Jahr ein Kalb gebären.

Wohin mit den vielen Kälbchen?

Kühe müssen stets Kälber gebären, um Milch zu geben und so entsteht schnell ein Überschuss an Jungtieren. Schon bald nach der Geburt kommen die Kälbchen in Mastbetriebe. Häufig werden sie über weite Strecken ins Ausland transportiert. Sie landen mit etwa 22 Wochen als Kalbfleisch oder 2 Jahren als Rindfleisch auf unseren Tellern. Weibliche Kälber verbleiben häufig in der Milchwirtschaft, sie erwartet dasselbe Schicksal wie ihre Mütter. Nach durchschnittlich drei Geburten werden Kühe mit 5 Jahren geschlachtet, da ihre Körper ausgelaugt sind und keine Milchhöchstleistungen mehr erbringen.

Warum ist Bio-Milch keine Lösung?

Auch in der biologischen Landwirtschaft werden Kühe in Dauerschwangerschaft gehalten, Mutter und Kind getrennt, Kälbchen für Fleisch gemästet und getötet. Auch eine Bio-Kuh landet im Schlachthof, wenn sie für die Landwirt:innen unrentabel wird, und stirbt so lange vor ihrer natürlichen Lebenserwartung.

Wie viel Milch gibt eine österreichische Kuh?

Die Jahresmilchleistung einer Kuh beträgt heute 7.300 kg Milch, während sie Mitte des letzten Jahrhunderts nur ein Fünftel davon hergestellt hat (1)! Zuchtbedingt gibt sie durchschnittlich knapp über 20 Liter Milch pro Tag, sogenannte Höchstleistungskühe sogar bis zu 50 Liter. Für die Ernährung des Kalbes wäre weit weniger Milch ausreichend. Nur zwei Monate vor der nächsten Geburt wird sie nicht gemolken und „trocken gelegt“, wie es im Fachjargon heißt. Ihr Körper ist nicht für diese hohe Milchproduktion ausgelegt und daher sind Euterentzündungen und Stoffwechselerkrankungen weit verbreitet (2).

Wie lebt eine Kuh in der Milchproduktion?

Kühe verbringen den Winter im Stall, viele von ihnen auch das restliche Jahr. Das Anbinden von Kühen ist in Österreich nach wie vor erlaubt, wenn die Tiere an 90 Tagen Auslauf und/oder Weidegang haben. Doch auch hier gibt es Ausnahmen, etwa wenn keine geeigneten Flächen vorhanden sind (3). So stehen manche Kühe ihr ganzes Leben an einer Stelle. Die Auslebung ihrer Bedürfnisse nach Bewegung und Kontakt zu Artgenossen wird ihnen verwehrt.

Gesundheit

Milch und Milchprodukte haben einen hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin. Pflanzliche Lebensmittel enthalten hingegen vorwiegend gesunde ungesättigte Fettsäuren und sind komplett cholesterinfrei. Wer keine Milch und Milchprodukte verzehrt, hat keine Mangelerscheinungen zu befürchten. Denn die Nährstoffe, die in tierlicher Milch enthalten sind, können auch mit pflanzlichen Lebensmitteln aufgenommen werden. Kalzium ist zum Beispiel in grünen Gemüsesorten wie Kohl und Brokkoli enthalten. Auch angereicherte Sojamilch, Bohnen, Süßkartoffeln und Mineralwässer sind eine gute Kalziumquelle.

Umwelt

Die Tierhaltung verursacht und verschärft zahlreiche Umweltprobleme. Auf die Produktion von tierischen Lebensmitteln entfallen 18 % der weltweiten Treibhausgase - mehr als auf den gesamten Verkehrssektor (4)! Der Konsum von Rindfleisch und Milch trägt dazu entscheidend bei. Denn Rinder stoßen durch ihre Verdauungstätigkeiten große Mengen Methan (CH4) aus, ein Treibhausgas, das 25 Mal so stark wirkt wie Kohlendioxid (CO2). Für die Herstellung von einem Liter Kuhmilch werden weit mehr Wasser und Fläche benötigt als für Pflanzenmilch.

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Quellen

(1) Statistik Austria (2021). Kuh-, Schaf- und Ziegenmilchproduktion in Österreich. STATcube. Wien: Statistik Austria.

(2) Wolfschmidt, M. (2016). Das Schweinesystem: Wie Tiere gequält, Bauern in den Ruin getrieben und Verbraucher getäuscht werden. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag.

(3) Bundesgesetz über den Schutz der Tiere. Letzte Änderung durch BGBl. I Nr. 61/2017 (Tierschutzgesetz - TSchG). § 16.

(4) Food and Agriculture Organization of the United Nations (2006). Livestock’s long shadow. Environmental issues and options. Rom: FAO.

(5) Poore, J. & Nemecek, T. Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers (2018). Science 360 (6392): 987–992.