Veganer Wein

Veganer Wein

28.09.2016

Weinbau hat in Österreich eine jahrhundertlange Tradition und stellt mit 250 Millionen Liter produzierten Wein pro Jahr einen bedeutenden Landwirtschaftszweig dar. Die Nachfrage nach veganem Wein wächst und löst bei so manchem oder mancher Verwunderung aus, was an Wein nicht vegan sein könnte. Die Grundzutat des Weins – Trauben bzw. Traubensaft – ist zweifelsohne pflanzlich, doch im Herstellungsprozess werden meist tierische Stoffe eingesetzt.

Tierische Stoffe im Wein

Als Schönungsmittel werden alle Stoffe bezeichnet, die zur Klärung und Stabilisierung des Weines eingesetzt werden. Diese sind meist tierischen Ursprungs, eine Schönung mit rein pflanzlichen Stoffen ist jedoch genauso gut möglich. Bei Schönungsmitteln handelt es sich um Hilfsstoffe, also Stoffe, die nach deren Funktionserfüllung wieder entfernt werden und so nicht im Endprodukt enthalten sind. Aus diesem Grund sind sie nicht deklarierungspflichtig. Seit 2012 müssen Albumin und Casein aufgrund deren allergenen Potenzials deklariert werden. Gelatine und Hausenblase sind jedoch von der Deklarationspflicht ausgenommen.

Im Wein vorhandene Schwebstoffe und Trübstoffe können sich mit der Zeit am Boden absetzen und die Ästhetik und Klarheit des Weins beeinflussen. Damit der Wein optisch immer gleich bleibt, werden Trübstoffe herausgefiltert, ebenso unerwünschte Geschmacks- und Geruchsstoffe. Die Schönungsmittel verbinden sich mit den unerwünschten Teilen und setzen sich mit diesen gemeinsam ab Fassboden ab, wo sie entfernt werden. Dieses Verfahren kann jedoch auch zu einer negativen Beeinflussung des Geschmacks führen.

Gelatine aus Knochen, Sehnen, Knorpeln und Schwarten

Die geschmacksneutrale und farblose Gelatine wird hauptsächlich eingesetzt, um dem vergorenen Traubensaft Trübstoffe zu entziehen und ihn klarer zu machen. Die Verwendung von Gelatine ist gebräuchlicher bei der Rotweinproduktion, aber auch bei der Nachklärung von Weißwein wird Gelatine verwendet. Gelatine ist ein Nebenprodukt der Fleischindustrie und besteht aus Knochen, Sehnen, Knorpeln und Schwarten, vor allem von Schweinen und Rindern.

Albumin aus Eiern

Albumin wird aus dem Eiklar von Hühnereiern gewonnen und entzieht Trübstoffe und zu bitter gewordenen Weinen Gerbstoffe. Die Eiklarschönung wird vorwiegend bei Rotweinen angewandt, da bei diesen die Reduktion von Gerbstoffen eine Rolle spielt. Albumin wirkt braunen Farbstoffen entgegen und macht herbe Weine milder.

Hausenblase aus Fischen

Hausenblasen sind die Schwimmblasen der Fischarten Hausen, Welsen und Stören, die getrocknet in der Weinproduktion eingesetzt werden, um Trübstoffe und gröbere Partikel im Wein zu binden. Eingesetzt wird dieser Fischbestandteil vor allem bei gerbstoffarmen, weißen Weinen.

Kasein aus Milch

Kasein ist ein eiweißhaltiges Nebenprodukt der Milchindustrie und wird zur Bindung von Trübstoffen und Tanninen in der Weinproduktion eingesetzt. Auch die Korrektur von Fehlfarben, etwa einem Braunstich beim Rotwein, ist möglich.

Pflanzliche Alternativen

Die Herstellung von veganem Wein ist nicht aufwendiger, nur die Umstellung und das Testen pflanzlicher Schönungsmittel erfordert etwas Zeit. Die Verwendung von tierischen Schönungsmitteln ist kein Qualitätszeichen – ganz im Gegenteil: Immer mehr Top-Winzer:innen steigen auf die Verwendung rein pflanzlicher Stoffe um.

Bentonit

Bentonit ist eine natürliche Mineralerde, die aus der Verwitterung von Vulkanasche entsteht. Im Wein wirkt Bentonit der Eiweißtrübung entgegen und entfernt Histamin, das Allergien auslösen kann. Auch Geruchs-, Geschmacks- und Farbfehler können mit dieser Tonerde entfernt werden.

Aktivkohle

Zur Beseitigung von unerwünschten Farben, Gerüchen und Geschmacksstoffen kann Aktivkohle verwendet werden. Der Ursprung von Aktivkohle kann tierisch (Knochenkohle), pflanzlich (Pflanzenkohle), chemisch und mineralisch sein.

Kieselsäure

Die aus den Schalen fossiler Kieselalgen gewonnene Kieselsäure besteht zu 30-60 Prozent aus Siliziumoxid. Bei der Weinschönung wird sie oft gemeinsam mit Gelatine eingesetzt, sie kann aber auch für vegane Weine verwendet werden.

Erbsenprotein

Wein kann effektiv mit Erbsenprotein geklärt werden, auch andere pflanzliche Proteine, etwa vom Weizen, eignen sich hervorragend.

Flotation

Die Methode der Flotation wird vor allem zur Vorklärung angewendet. Gepresster Traubensaft wird unter Druck gesetzt und mit Stickstoff angereichert, sodass dann die Trübstoffe aufsteigen und der klare Traubensaft unten abgepumpt werden kann.

Tipps

Da tierische Hilfsstoffe, abgesehen von Casein und Albumin, nicht deklariert werden müssen, reicht ein kurzer Blick auf die Zutatenliste nicht aus, um zu erkennen, ob ein Wein vegan ist. Die folgenden Tipps können Dir deinen Weinkauf erleichtern:

V-Label

Das V-Label ist eine eingetragene, geschützte Marke der European Vegetarian Union zur Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Lebensmitteln. Auf einen Blick ist für Konsument:innen erkennbar, ob ein Produkt vegetarisch oder vegan ist. Ein mit dem V-Label zertifizierter Wein ist frei von tierischen Inhaltsstoffen und Hilfsstoffen.

Rabatte mit der V-Card

Mitglieder der Veganen Gesellschaft Österreich erhalten mit ihrer V-Card 10 Prozent Rabatt auf die veganen Weine von Weinbau Fürnkranz und 5 Prozent auf jene vom Bio-Weingut Thomas Hareter.

Produktanfrage

Viele Winzer:innen produzieren zwar veganen Wein, haben diesen aber (noch) nicht zertifizieren lassen. So kann in einigen Fällen eine direkte Anfrage beim Winzer Aufschluss darüber geben, ob der Wein für Veganer:innen geeignet ist.

Weinhändler

Auf den Websites von vielen Weinhändlern kann gezielt nach veganen Weinen gesucht werden. Der Schweizer Weinhändler Delinat bietet über 200 verschiedene vegane Weine, die überdies aus biologischen Anbau stammen, an. Riegel ist der größte europäische Bioweinhändler und führt ebenfalls ein großes Sortiment an veganen Weinen.

Foto: Fotolia|hitdelight