Radikale Ökologie

Radikale Ökologie

09.10.2015

Um gegen illegalen Walfang im südlichen Ozean vorzugehen, schmeißt ein Dutzend dunkel gekleideter, vermummter Aktivist;innen vom Schiff „Robert Hunter“ am 9. Februar 2007 Rauchgranaten und Flaschen mit unerträglich stinkender Buttersäure über die Reling. Ziel ist das Deck der großen „Nisshin Maru“, auf der getötete Wale zerlegt und transportiert werden. Gleichzeitig wirft ein Helikopter Buttersäure auf das japanische Schiff. Nach kurzer Zeit steht die gesamte Nisshin Maru unter rotem Rauch. Zusätzlich verschließen Aktivist:innen von außen die Abwasserröhren vom Deck, wodurch das Walblut nicht abfließen kann und sich an Deck zurückstaut. Resultat der erfolgreichen Aktion der Sea Shepherd Conservation Society: Die Walfangflotte muss ihre Jagd auf Zwerg- und Finnwale frühzeitig abbrechen und kann ihre Fangquote nicht erfüllen.

Die Buttersäureattacke gegen das Walfang-Schiff Nisshin Maru ist nur eine von vielen Aktionsformen, die unter radikalen Umweltschutz fallen. Christof Mackinger umreißt in seinem Buch „Radikale Ökologie“ die Geschichte der radikalen Öko-Bewegung. Die Spannbreite reicht von Brandsätzen gegen Flugzeuge, die das gesundheitsgefährdende Insektizid Parathion versprühen, über Baumbesetzungen von 3000 Jahre alten Mammutbäumen bis hin zur Wettermast-Sprengung von Kernkraftwerken. Der Autor wählt als Einstieg jeweils eine packende Beschreibung einer konkreten Aktion, um dann zu den theoretischen Hintergründen überzuleiten. Beleuchtet werden auch die Aktivist:innen und Vereine, die hinter den Handlungen stehen. Sein Blickwinkel ist dabei klar: Er sympathisiert mit der radikalen Öko-Bewegung, hält jedoch einen gesamtpolitischen Ansatz für wesentlich. „Für eine Lösung der ökologischen Krise braucht es breite, langfristige und vor allem gesamtgesellschaftliche Konzepte, welcher der Verschränktheit sozialer, ökologischer und politischer Probleme gerecht werden.“, schreibt er. Daher lässt er auch nicht die Kritik außen vor: Den teilweise in der radikalen Ökobewegung auftretenden Rassismus hält er ebenso für inakzeptabel wie Männlichkeitskult oder Biozentrismus. Eine Bewegung, die an die Wurzel der Problematik gehe und damit radikal im eigentlichen Sinne sei, müsse hingegen auch die kapitalistische Produktionsweise infrage stellen.

Das nur 88 Seiten umfassende Buch, das 2015 im unrast Verlag erschienen ist, gibt einen guten Überblick und eignet sich daher ideal als spannend zu lesender Einstieg in die Thematik. Wer sich ausführlicher mit radikaler Ökologie auseinandersetzen möchte, findet am Ende des Buches eine Liste mit weiterführender Literatur.

Christof Mackinger
Radikale Ökologie
ISBN 978-3-89771-132-7
Unrast Verlag 
Preis: 7,80 €
Erscheinungsdatum: Juni 2015