Neue Studie: vegan-vegetarische Ernährung in der Schwangerschaft

Neue Studie: vegan-vegetarische Ernährung in der Schwangerschaft

01.02.2015

Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat sich mit der Auswirkung veganer und vegetarischer Ernährung auf die Schwangerschaft beschäftigt. Ergebnis: Eine vegane Ernährung sei in dieser Lebensphase sicher; Schwangerschaftsverlauf sowie Geburtsgewicht der Kinder liegen im normalen Bereich und seien mit jenen omnivorer Schwangerschaften vergleichbar.

Hintergrund und Umfang der Studie

Immer mehr Frauen möchten sich auch während der Schwangerschaft vegan ernähren. Studien über den Einfluss vegan-vegetarischer Ernährung auf Schwangerschaft und Kinder gibt es bisher jedoch noch nicht viele. In der vorliegenden systematischen Übersichtsarbeit von Dr. Giorgina Piccoli und ihren Kolleg:innen von der Universität Turin wurden alle verfügbaren Studien zu vegetarischer und veganer Ernährung in der Schwangerschaft gesammelt und analysiert. Ausgeschlossen wurden Schwangerschaften, bei denen die vegan-vegetarische Ernährung mit Armut und Mangelernährung in Verbindung stand. Die 22 untersuchten Studien umfassten insgesamt hunderte veganer und vegetarischer Schwangerschaften. 13 der Studien lieferten Daten zum Ergebnis der Schwangerschaft, 9 zur Nährstoffversorgung. Der Großteil, nämlich 14 Studien, stammte aus Europa, jeweils 4 aus Nordamerika sowie Indien.

Vegane Schwangere

Keine nachteiligen Effekte

Keine der untersuchten Studien zeigte ein höheres Risiko für nachteilige Effekte in der Schwangerschaft. Hierzu zählt Präeklampsie, ein schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, sowie das HELPP-Syndrom, eine schwer wiegende Verlaufsform der Präeklampsie, die durch eine schwere Leberfunktionsstörung kompliziert wird. Ebenso kamen bei Kindern vegetarisch-veganer Frauen nicht mehr Missbildungen oder größere Geburtsfehler vor. Lediglich Hypospadie, eine angeborene Entwicklungsstörung der Harnröhre, trat in einer einzigen Studie bei Kindern von Vegetarierinnen etwas häufiger auf. Allerdings war dies auch der Fall bei Kindern omnivorer Frauen, die während der Schwangerschaft Eisen supplementiert hatten, sowie bei omnivoren Frauen, die während des 1. Schwangerschaftstrimesters Grippe gehabt hatten. Daher kann nicht unbedingt auf die vegetarisch-vegane Ernährung als Ursache geschlossen werden.

Schwangerschaftsdauer und Geburtsgewicht im normalen Rahmen

Die Daten zu Geburtsgewicht und Schwangerschaftsdauer sind nicht einheitlich: In manchen Studien dauerte die Schwangerschaft einige Tage weniger, in anderen war die Länge fast identisch. Die durchschnittliche Schwangerschaftsdauer vegan-vegetarischer Frauen war jedoch im normalen Rahmen. Ähnliche Beobachtungen gab es beim Geburtsgewicht: 5 Studien zeigten ein niedrigeres, 2 ein höheres Gewicht bei Kindern vegetarisch-veganer Mütter. Allerdings waren die Unterschiede in den meisten Studien nicht signifikant und lagen zwischen 20 und 200 Gramm. Die Differenzen könnten nach Ansicht der Autor:innen teilweise mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten in Verbindung stehen. Insbesondere bei älteren Studien liegt die Vermutung nahe, dass sie auf einzelne Nährstoffmängel zurückgehen, die noch nicht genau beschrieben worden waren.

Versorgung mit Nährstoffen

Die Studien ließen darauf schließen, dass vegan-vegetarische Schwangere ein gewisses Risiko haben, ein Vitamin-B12- sowie ein Eisen-Defizit zu entwickeln. Diese potentiellen Nährstoffmängel lassen sich jedoch leicht durch Supplemente und eine gezielte Lebensmittelauswahl korrigieren. Der Zinkstatus vegan-vegetarischer Schwangerer entsprach dem Status omnivorer Schwangerer. Vorteile hatten vegan-vegetarische Schwangere im Vergleich zu omnivoren Schwangeren insbesondere bei der Versorgung mit Foläsure und Magnesium.

Einfluss des Lebensstils

Wie eine große Studie mit Siebenten-Tags-Adventist:innen zeigt, ist es schwierig, den Einfluss der Ernährung vom Lebensstil zu trennen. Siebenten-Tags-Adventist:innen haben besondere Regeln für ihren Lebensstil. Hierzu zählt die Abstinenz von Drogen, Alkohol, Tabak und koffeinhaltigen Getränken. Andererseits sind Menschen, die aus Armutsgründen zu einer fleischlosen Ernährung gezwungen werden, häufig mit verschiedenen Nährstoffen unterversorgt.

Fazit

Die verfügbaren Studien unterstützen die Sicherheit vegan-vegetarischer Ernährung in der Schwangerschaft. Wird auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 und Eisen geachtet, bringen vegetarisch-vegane Mütter ebenso häufig gesunde Kinder zur Welt wie omnivore Mütter. Sofern die vegan-vegetarische Ernährung frei gewählt wurde und kein Resultat von Armut oder reduziertem Zugang zu Lebensmitteln ist, entsprechen die Schwangerschaftsergebnisse derjenigen omnivorer Frauen weitgehend und führen zu keinem erhöhten Risiko für nachteilige Schwangerschaftsereignisse. Diese Ergebnisse stimmen mit den Statements der Academy of Nutrition and Dietetics (früher American Dietetic Association) und der Canadian Dieatary Association überein: „Gut geplante vegetarische Ernährungsformen sind für alle Lebensphasen geeignet, einschließlich der Schwangerschaft.“

Piccoli G, Clari R, Vigotti F, Leone F, Attini R, Cabiddu G, Mauro G, Castelluccia N, Colombi N, Capizzi I, Pani A, Todros T, Avagnina P (2015). Vegan-vegtarian diets in pregnancy: danger or panacea? A systematic narrative review. BJOG, article first published online: 20 Jan 2015. doi: 10.1111/1471-0528.13280.