Interview mit Patrik Baboumian

Interview mit Patrik Baboumian

12.02.2014

Wir haben uns mit dem Veganer und stärksten Mann Deutschlands Patrik Baboumian unterhalten.

Patrik Baboumian

Alter (Geburtstag): 01.07.1979
Gewicht: 125 kg
Größe: 171 cm
Oberarmumfang: 50 cm

Patrik, du bist offiziell der stärkste Mann Deutschlands. Wie kam es zu diesem Titel?

PB: Jedes Jahr aufs Neue wird in Waging am See das Finale zur Deutschen Meisterschaft im Strongman-Sport ausgetragen. Wer dort gewinnt, darf sich für die kommenden 12 Monate „Stärkster Mann Deutschlands“ nennen. Ich hatte 2011 Glück und konnte mir trotz meiner verletzten Wade den Titel holen.

Erklärst du uns kurz den Unterschied zwischen Strongman, Powerlifting und Bodybuilding?

PB: Der Strongman ist entwickelt worden, um zu testen wer der stärkste Athlet ist. Dabei wird Kraft nicht nur durch einige wenige Disziplinen wie etwa beim Powerlifting getestet, sondern sehr umfassend durch verschiedenste Disziplinen, die alle Facetten von Kraft testen sollen. Beim Bodybuilding geht es gar nicht darum, ob der Athlet nun stark ist oder nicht. Der Bodybuilder muss einem bestimmten Idealtyp körperlich möglichst nah kommen, wobei es hier nur um das Aussehen geht. Das soll nicht heißen, dass Bodybuilder nicht auch stark sein können.

Wie lange hast du gebraucht, um diese beeindruckende Leistung zu erreichen?

PB: Ich habe mit 14 Jahren mit dem Training angefangen. Das heißt also, dass ich für mein heutiges Leistungsniveau 18 Jahre gearbeitet habe. Allerdings habe ich je nach meinen Lebensbedingungen mal intensiver, mal weniger intensiv gearbeitet und auch immer mal Abstecher in andere Sportarten wie etwa Bodybuilding, Powerlifting und Armwrestling gemacht.

Wie ist dein Training aufgebaut?

PB: Ich trainiere den Körper während der Saison auf drei Trainingseinheiten aufgeteilt über drei Tage, dann folgt ein Pausentag und der Zyklus beginnt von vorne.

Wie lange lebst du schon vegetarisch/vegan?

PB: Vegetarisch lebe ich seit über 6 Jahren, mit einer Unterbrechung von 10 Monaten. Vegan ernähre ich mich nun seit Anfang Dezember 2011.

Was war deine Motivation, auf vegan umzusteigen?

PB: Als ich gemerkt habe, dass ich mit meinem eigenen Verhalten Einfluss auf andere nehmen kann, folgte ich meinem Gewissen, indem ich endlich umsetzte, was mir während meiner gesamten vegetarischen Zeit klar war, nämlich dass der Veganismus die Konsequenz sein muss, wenn man seine Ernährung aus ethischen Gründen umstellt.

Die typische Ernährung von Kraftsportlern gilt als eiweißreich und fleischlastig. Wie ernährst du dich?

PB: Die Basis stellen Shakes und Früchte-Smoothies dar, die ich mir im Mixer zubereite. Als Energiequelle dienen Haferflocken, als Eiweiß-Quelle hauptsächlich Soja in Form von Sojaisolat, Sojamilch und Tofu. Ansonsten esse ich eigentlich recht normal und auch gerne mal deftig, wobei eben anstatt Fleisch Tofu auf den Teller kommt.

© Pierre Lamely body-xtreme.de

Was sagen deine Kraftsportkollegen zu deiner Ernährung?

PB: Am Anfang wurde ich viel belächelt, heute kann ich lachen.

Du hast nicht nur viel Kraft „trotz“ deiner veganen Ernährungsweise, sondern studierst auch Psychologie und widersprichst somit allen Klischees. Derzeit schreibst du deine Diplomarbeit im Bereich der Neuropsychologie.

PB: Es geht dabei grob um Suchstrategien und darum, EEG-Korrelate dieser Suchstrategien ausfindig zu machen. Dabei lassen wir Probanden frei alle Ländernamen aufsagen, die ihnen in den Sinn kommen, und gehen davon aus, dass diese Leistung eine interne Suche im Langzeitgedächtnis erfordert. Über die Sprungweiter von Land zu Land analysieren wir welche Suchstrategie (abgrasend vs. sprunghaft) die Versuchsperson gerade anwendet und analysieren dementsprechend das EEG-Signal nach regelmäßig wiederkehrenden Komponenten.

Bleibt neben Kraftsport und Studium noch Zeit für andere Dinge?

PB: Leider viel zu wenig. Zudem herrscht seit einigen Monaten ein gewisser Trubel um meine Person, den ist so nicht kenne, und so besteht im Moment das Leben zum größten Teil aus Arbeit.

Bist du auch aktiv für Tierrechte und Veganismus?

PB: Ich versuche meine Bekanntheit zu nutzen, um auf die entsprechenden Themen aufmerksam zu machen. Ansonsten versuche ich mehr zu inspirieren, als zu missionieren.

Das Hauptthema dieser Ausgabe sind Filme. Du arbeitest zur Zeit am Filmprojekt „Kraftakt“. Worum geht es dabei?

PB: Der Film begleitete mich über ein ganzes Jahr und versucht darüber hinaus die Frage zu ergründen, was die Faszination von Kraft ausmacht. Dabei tauchen im Film eine ganze Reihe von bekannten Vertretern des Kraftsports auf, wie etwa Lou Ferrigno, der selbst 1977 bei der ersten Ausgabe des „Worlds Strongest Man“ gestartet ist.

Kennst du unser VEGAN.AT-Magazin? Wie gefällt es dir?

PB: Es ist schön und wichtig ein Medium zu haben, das etwas Orientierung bietet. Als Subkultur ist es nicht immer einfach an gut aufbereitete Informationen zu kommen, und da ist eure Arbeit ein sehr wichtiger Beitrag in meinen Augen.

Patrik, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei deinen weiteren Wettbewerben!

PB: Danke.

Linktipp: PETA TV Thema: Strongman Patrik Baboumian